piwik-script

Intern
    Graduiertenschule für die Geisteswissenschaften

    Feldhaus, Stephan

    Dissertationsthema:
    "Immobilität als Epochensignatur in der Erzählliteratur der  
    Nachkriegszeit"

    Kontaktadresse an der Universität Würzburg:
    Lehrstuhl für Computerphilologie
    und Neuere deutsche Literaturgeschichte
    Institut für Deutsche Philologie
    Am Hubland
    97074 Würzburg

    E-Mail an Herrn Feldhaus

    Erstbetreuer/in: Frau PD Dr. Katrin Dennerlein

    Zweitbetreuende: 

    Prof. Dr. Stephan Kraft

    Prof. Dr. Hans-Edwin Friedrich (Univ. Kiel)

    Klasse in der Graduiertenschule:  "Philosophie, Sprachen, Künste"

    Promotion in der Graduiertenschule ab WS 2020/21.

    Abstract:
    Bei Kriegsende waren angesichts der Mobilitätsstrukturen “[ü]ber die Hälfte der Menschen in Deutschland […] nicht dort, wo sie hingehörten oder hinwollten” (Jähner 2019: 7); Mobilität in einem weiten Begriffssinn wurde durch soziale und politische Verschränkungen ('entanglements') überlagert, was zu individuellen und  gesamtgesellschaftlichen Immobilitäten führte, die sich in der Literatur als einem zu aktualisierenden, mentalitätsgeschichtlichen Archiv, das sowohl Texte von bekannten als auch von inzwischen unbekannten Autoren (diskutierbar wären Texte von Rolf Becker,  Heinrich Böll, Walter Kolbenhoff, Gert Ledig, Dieter Meichsner, Paul Schallück, Arno Schmidt, Franz Tumler etc.) umfasst, widerzuspiegeln scheinen.

    Die Arbeitshypothese des Promotionsprojektes ist, dass Immobilität in Zeit und Raum als bisher nicht berücksichtigtes mentalitätsgeschichtliches Epochensignum der Nachkriegszeit verstanden werden kann, wobei zunächst zwei Aspekte zu beachten sind. Zum einen sprechen die Autoren, Erzähler oder Figuren nur metaphorisch von Immobilität und verwenden andere Begriffe wie "Stillstand", "Lähmung" oder "Betäubung", sodass beim Sprechen über Immobilitäten in diesen Texten immer ein interpretatorischer Prozess vollzogen wird. Zum  anderen sind die Beschreibungen der Autoren, Erzähler oder Figuren immer aus einer bestimmten Perspektive heraus formuliert, schreiben sich in in gesellschaftliche Diskurse ein und gehen auf Immobilitäten unterschiedlicher Art ein, die in einer Typologie erst zu erfassen wären.

    Die Typologie soll in Auseinandersetzung mit Ansätzen der 'Mobility Studies' (vgl. Adey 2017), die in Deutschland erst seit Kurzem rezipiert werden, und insbesondere den Mobilitätsklassifikationen und -konzepten von Urry (2000, 2006),  Kaufmann (2003), Glick Schiller/Salazar (2013) und Forutnati/Taipale (2016) individuelle Immobilitäten in transgressiver und transitorischer Hinsicht sowie gesamtgesellschaftliche Immobilitäten in transformativer Hinsicht beschreibbar machen.