Ruppert, Linda
Dissertationsthema: "Form follows Ethics. Erzählstrategien der Polyvalenz in ethisch-politischen Texten der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur." (Arbeitstitel)
Kontaktadresse an der Universität Würzburg:
Lehrstuhl für Neuere deutsche Literaturgeschichte I
Am Hubland
97074 Würzburg
Erstbetreuerin: Prof. Dr. Stephanie Catani
Zweitbetreuende:
Prof. Dr. Maximilian Bergengruen
Prof. Dr. Stephanie Waldow (Univ. Augsburg)
Klasse in der Graduiertenschule: "Philosophie, Sprachen, Künste"
Promotion in der Graduiertenschule ab WS 2025/26.
Abstract:
Jüngere Forschungsbeiträge widerlegen die These, die politische Gegenwartsliteratur würde primär einseitig-moralisierende Botschaften über die Ebene der histoire kommunizieren. Die Dissertation widmet sich den literaturwissenschaftlich noch unterbestimmten Erzählstrategien, die über die ästhetische Realisierung ethischer Prinzipien auf Ebene des discours Polyvalenz in diesen Texten ermöglichen (Forschungsthese). Dafür werden kunstphilosophische und erzähltheoretische Überlegungen zum politischen Potential der Literatur sowie zur ethischen Relevanz von Formmerkmalen der Bedeutungsoffenheit zugrunde gelegt. Methodisch konkretisiert die Arbeit fünf induktiv formulierte Erzählstrategien in einem Tagset, mit dem das Korpus der Primärtexte der jüngsten deutschsprachigen Gegenwartsliteratur in CATMA digital annotiert wird. Dabei finden auch solche Strategien Berücksichtigung, die die medial analoge Erzählgrenze ins Digitale überschreiten.
Die Ergebnisse der digitalen Analyse werden systematisch berichtet und durch exemplarische Close Readings ergänzt. Neben den impliziten Poetologien untersucht die Dissertation die expliziten Entwürfe eines ethisch-politischen Schreibens in der Gegenwart: Anhand auktorialer Epitexte (Interviews, Poetikvorlesungen u. a.) zeichnet sie nach, wie die Autor:innen auf das hegemoniale Modell der engagierten (Nachkriegs-)Literatur Bezug nehmen. So trägt das Forschungsvorhaben der engen Assoziation von ethisch-politischem Text und Autorperson sowie dem bislang kaum berücksichtigten Konnex politischer Schreibweisen in der Gegenwart und der Strukturkategorie gender Rechnung. Die literaturwissenschaftliche Fachgrenze wird dabei in Richtung Ethik, Kunstphilosophie und Digital Humanities überschritten