Intern
Graduiertenschule für die Geisteswissenschaften

Hartmann, Anna-Maria

Dissertationsthema: "Zuhause im Krieg. Inszenierung von Traumafolgestörungen (heimgekehrter) Soldat:innen im europäischen und US-amerikanischen Film der Gegenwart." (Arbeitstitel)

Promotionsstipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes sowie Förderung durch das Marianne-Plehn-Programm der Studienstiftung und des Elitenetzwerks Bayern (1.10.2025 - 30.9.2028).

Kontaktadresse an der Universität Würzburg:
Lehrstuhl für Neuere deutsche Literaturgeschichte I
Am Hubland
97074 Würzburg

E-Mail an Frau Hartmann

Erstbetreuerin: Prof. Dr. Stephanie Catani

Zweitbetreuende:

Prof. Dr. MaryAnn Snyder-Körber

Prof. Dr. Jonas Nesselhauf (Univ. des Saarlandes)

Klasse in der Graduiertenschule: "Philosophie, Sprachen, Künste"

Promotion in der Graduiertenschule ab WS 2025/26.

Abstract:
Meine Arbeit fragt danach, wie Traumafolgestörungen im Kriegsfilm-Genre der Gegenwart in­szeniert werden und welchen Einfluss sie auf die Art haben, wie Filme Krieg erzählen. Aus­gangspunkt meiner Studie ist eine auffällige Prävalenz von Narrati­onen über Traumafolgestö­rungen im gegenwärtigen (Kino-)Film, die mit einer wissenschaftlich wie öffentlich breit ge­führten Debatte um Kriegstraumata und ihre individuellen wie gesellschaftlichen Konsequen­zen einhergeht. Während das Spannungsfeld von Krieg, Trauma und Traumafolgestörungen in der Literatur bereits wissenschaftlich umfangreich diskutiert wurde, finden sich bislang keiner­lei interdisziplinäre und systematische Arbeiten, die unter Einbeziehung filmanalytischer Be­griffe und Termini aus dem Bereich der Psychotraumatologie die Auseinandersetzung des Films mit Traumafolgestörungen (heimgekehrter) Soldat:innen untersuchen. Insbesondere die militä­ri­schen Konflikte und Kriege des 21. Jahrhunderts wurden in den vorhandenen Beiträgen bis auf wenige Einzelanalysen noch weitgehend vernachlässigt.

Mein Projekt beseitigt dieses Desiderat, indem es mit Blick auf diese Konflikte ein spezifisches Analyseinstrumentarium entwickelt, das ge­nuin geisteswissenschaftliche Methoden mit psychopathologischem Wissen verbindet. Eine wesentliche Leistung besteht damit auch in der Übertragung klinischer Kategorien auf fiktio­nale Trauma-Narrationen, wie sie sich im aktuellen Film finden. Meine Beschränkung des Kor­pus auf Filme nach 2001 hat zwei methodische Gründe: Zum einen erweist es sich als proble­matisch, Diagnosekategorien wie beispielsweise die Posttraumatische Belastungsstö­rung, die im Jahr 1980 erstmals im Klassifikationssystem der 3. Auflage des Diagnostischen und Statis­tischen Manuals psychischer Störungen (DSM-III®) auftaucht, auf ältere fiktionale Filmproduktionen anzuwenden. Durch die von mir getroffene Einschränkung kann gewährleis­tet wer­den, dass sowohl der in den Filmen thematisierte militärische Konflikt als auch der Ent­ste­hungsprozess der Filme vor dem Hintergrund der psychiatrischen Anerkennung von Trauma­folgestörungen zu analysieren sind. Zum anderen wird auf diese Weise dem bereits erwähnten Stel­lenwert von Traumafolgestörungen als Gegenstand gegenwärtiger Kriegsfilmproduktionen Rechnung getragen, der in einer bemerkenswerten Diskrepanz zur bisherigen Forschung steht.